Würdiger Nachfolger der »großen alten Dame«
Für einen Verein, dessen Motto »Nur das Beste ist genug« lautet, spielt das Außergewöhnliche immer eine wichtige Rolle. So auch beim jahrzehntelang ersehnten Neubau einer neuen Heimat für Verein und Fans des Everton Football Clubs. Eine besondere Ehre deshalb für Mannesmann Line Pipe, am Stadionneubau teilhaben zu dürfen.
Der FC Everton wurde nicht nur schon 1878 gegründet, er spielt auch in einem der ältesten Fußballstadien der Welt. Der Goodison Park wurde 1892 erbaut und trägt den stets mit Hochachtung und Respekt ausgesprochenen Namen »The Grand Old Lady«. Die große alte Dame steht, wie vielleicht kein anderes Stadion, für die Tradition und Geschichte des englischen Fußballs. Sie war das erste Stadion mit einer Tribüne, die in drei Etagen aufgeteilt war, und besaß als erstes englisches Fußballstadion eine Rasenheizung. Der Zuschauerrekord liegt bei 78.299 Besuchern bei der First-Division-Partie gegen den FC Liverpool am 18. September 1948. Mit Beginn der Sitzplatzära der 1990er-Jahre reduzierte sich die Zuschauerkapazität auf inzwischen knapp 39.500.
Die Spielstätte liegt in einem dicht bebauten Liverpooler Wohnbezirk, was eine Erweiterung oder einen Ausbau nach modernen internationalen Maßstäben unmöglich macht. Deshalb gab es bereits seit den 1990er-Jahren erste Überlegungen für einen Neubau an anderer Stelle.
Doch erst Mitte 2019 präsentierte der FC Everton seine Pläne für ein neues Stadion: Rund vier Kilometer von der Goodison Road entfernt entsteht seit 2021 das neue Stadion der Blues, das Bramley-Moore Dock Stadium. Es wird Platz für etwa 52.000 Zuschauer bieten, die veranschlagten Kosten belaufen sich auf rund 500 Mio. £ und die geplante Bauzeit beträgt rund drei Jahre.
Ähnlich wie beim Tottenham-Hotspur-Stadion soll es eine Tribüne mit 13.000 Plätzen geben, die »Die Gelbe Wand«, die Südtribüne des Signal Iduna Parks von Borussia Dortmund, als Vorbild hat. Läuft alles nach Plan, könnte der FC Everton zur Saison 2024/25 in die neue Heimspielstätte umziehen.
Teil der Liverpooler Stadtentwicklung
Das neue Stadion wird die Stadterneuerung am nördlichen Ende von Liverpools historischem Dockland nach vorne bringen. Das Design ist von den historischen Hafenanlagen und Lagerhäusern rund um das Stadion inspiriert. Federführend für die Architektur ist das in New York ansässige Architekturbüro MEIS Architects.
Da das gesamte Flussufer zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, beschloss das Team von MEIS Architects, das Stadion in zwei horizontale Formen zu teilen. Der untere Teil lehnt sich an die Lagerhaus-Typologie benachbarter Gebäude wie das Tobacco Warehouse und das Titanic Hotel des Bramley-Moore Docks an. Seine Gitterziegelfassade ist eine Hommage an Archibald Leitch, den Goodison-Stadion-Architekten, der oft auch als Vater der englischen Stadionarchitektur bezeichnet wird. Die obere Ausgestaltung ist moderner und optisch deutlich leichter. Stahl, Beton und Glas bilden eine wellenartige Form, die das untere Geschoss zu durchfluten scheint. Das geschwungene Dach mit seinem stadionbreiten Panoramafenster bietet weitschweifende Ausblicke auf Liverpool und die Merseyside, während der freitragende Südbalkon einen atemberaubenden Blick auf das Stadtzentrum von Liverpool verspricht.
HFI-geschweißte Stahlrohre sind leichter als zum Beispiel Nahtlos-Rohre. Das spiegelt sich konsequenterweise in der filigranen Optik des 45 m hohen Daches wider.«Thomas Reinhardt, Verkaufsgebietsleiter Mannesmann Line Pipe
Perfektes Setting an historischem Ort
Das Stadion fügt sich mit viel Feingefühl in die Umgebung ein. Es hält ausreichend Abstand zu den denkmalgeschützten Gebäuden auf dem Gelände und gleichzeitig gelingt es dem Entwurf, einen großzügig ausgestalteten Platz im Osten für den Aufenthalt der Fans vor und nach den Spielen zu bilden. Im Westen bietet eine erhöhte Aussichtsplattform einen weiten Blick auf die Wirral-Halbinsel, das Mersey-Flussufer und die Irische See dahinter.
Filigranes Design und perfekte Optik mit Mannesmann Rohren
Die Nord- und Süddächer bestehen aus fünf weitgespannten Fachwerkträgern – zwei im Norden und drei im Süden – mit einer Länge von jeweils 170 Metern. Aufgrund der überdimensionalen Länge und des Gewichtes wurde jeder Träger in drei Teilabschnitten vorgefertigt. Zur Installation wurden diese dann auf temporär installierten Gerüsttürmen im Stadioninneren abgestützt und an Ort und Stelle passgenau zusammengefügt.
Für die großen Fachwerkträger und weitere Elemente der Dachkonstruktion lieferte Mannesmann Line Pipe HFI-geschweißte Stahlrohre in Durchmessern von 406 bis 508 mm mit Wanddicken von 20 bis 25 mm an das renommierte britische Stahlbauunternehmen Severfield.
Verkaufsgebietsleiter Thomas Reinhardt stellt einmal mehr Gewicht- und Materialersparnis sowie die engen Fertigungstoleranzen in den Vordergrund: »HFI-geschweißte Stahlrohre sind leichter als zum Beispiel Nahtlos-Rohre.
Das spiegelt sich konsequenterweise in der filigranen Optik des 45 m hohen Daches wider.«
Auch die Fertigungstoleranzen sprachen erneut für sich. Für die passgenaue Montage der jeweils 200 t schweren Fachwerkträger lag die Maßtoleranz lediglich bei 20 mm auf 170 m Breite.
Neben geraden und gebogenen Rohren für die Dachkonstruktion lieferte Mannesmann Line Pipe darüber hinaus auch Abmessungen von 610 x 12,5 mm für den Stadionneubau.
»Alles in allem passt das ganze Stadionkonzept von Anfang bis Ende perfekt zu unseren Rohren: nil satis nisi optimum – nur das Beste ist genug«, so Thomas Reinhardt abschließend.
Und das dürfte auch der »großen alten Dame« gut gefallen.
Everton Football Club
Mit neun Meisterschaften, fünf FA-Cup-Siegen und einem Erfolg im Europapokal der Pokalsieger ist der Everton Football Club einer der erfolgreichsten englischen Fußballvereine.
Der FC Everton – offiziell Everton Football Club – auch »The Toffees« oder »The Blues« wurde bereits 1878 aus der Taufe gehoben. Als Gründungsmitglied der Football League hat er bei lediglich vier zweitklassigen Jahren bis heute mehr Zeit in der höchsten englischen Liga verbracht als jeder andere Verein.
Die erste goldene Ära des FC Everton fiel in die Zeit von Dixie Dean, des wohl renommiertesten Spielers des FC Everton. Unübertroffen ist sein Torrekord von 60 Toren in der Spielzeit 1927/28 in der englischen First Division. Er verhalf damit Everton zum Gewinn der Meisterschaft. Zwei weitere Meistertitel folgten 1932 und 1939. In diese Zeit fällt auch der zweite Pokaltriumph im FA-Cup, den die Mannschaft um Dean 1933 errang.
In einer weiteren Hochphase zur Mitte der 1980er-Jahre erspielten die Blues zwei weitere Meistertitel und holten sich 1985 die europäische Pokalsiegertrophäe. Der FA-Cup-Sieg aus dem Jahr 1995 stellt aktuell den letzten großen Erfolg des Vereins dar.
Abspaltung des FC Liverpool
1892 spaltete ein Streit über die Miethöhe des Anfield-Stadions den Verein. Der neue »Liverpool Football Club« blieb daraufhin in Anfield und der Everton Football Club wechselte in den Goodison Park, der bis heute die Heimspielstätte ist.
Mit dem 14 Jahre später gegründeten FC Liverpool verbindet den FC Everton seither eine traditionsreiche Rivalität. Die Duelle zwischen beiden Vereinen sind als »Merseyside
Derbys« bekannt.
The Grand Old Lady
Im Goodison Park wurde bis heute mehr Erstligafußball gespielt als in jedem anderen Stadion des Vereinigten Königreichs. Er war zudem das einzige Vereinsstadion, in dem bei der Fußball-WM 1966 ein Halbfinalspiel ausgetragen wurde und die erste englische Spielstätte, die über eine Rasenheizung und Doppeldecker-Tribünen zu allen Spielfeldseiten hin verfügte.
Der Goodison Park war auch das weltweit erste Stadion mit einer Kirche. Die Stätte für den Evangelisten Lukas befindet sich in der Ecke zwischen der Haupttribüne und dem Gwladys Street End.