LNG-Terminals – essenziell für die Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas
Zur zuverlässigen Energieversorgung Deutschlands und Europas abseits russischer Abhängigkeiten spielt der Aufbau einer LNG-Infrastruktur eine zentrale Rolle. Für gleich drei Projekte lieferte Mannesmann Line Pipe binnen kürzester Zeit HFI-geschweißte Stahlrohre, die langfristige Perspektiven eröffnen: für die Transformation von LNG hin zu grünen Gasen.
Deutschland und Europa sollen möglichst zügig unabhängig von russischen Gaslieferungen werden. Allein in Deutschland müssen dafür jährlich etwa 50 Milliarden Kubikmeter Gas substituiert werden. Deshalb ist der Aufbau einer neuen Importinfrastruktur von zentraler Bedeutung. Kurzfristig spielen die sogenannten FSRUs (Floating Storage and Regasification Units) für die LNG-Anlandung per Schiff eine zentrale Rolle. FSRUs sind meist gecharterte Schiffe, ausgestattet mit der entsprechenden Technik, um das angelandete verflüssigte Erdgas wieder in seinen gasförmigen Zustand zu bringen.
Im März 2023 waren in Europa insgesamt 48 LNG-Terminals in Betrieb und 49 weitere in Planung.
Qualität und Schnelligkeit waren entscheidend
Mannesmann Line Pipe lieferte kurzfristig gleich für drei Projekte: die deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel sowie für Eemshaven in den Niederlanden.
Die Faktoren Beratungskompetenz, Produktqualität und die zeitnahe Verfügbarkeit sowie die perspektivisch angestrebte Wasserstoff- und Ammoniakdurchleitung spielten die ausschlaggebende Rolle für die Auftragsvergabe an Mannesmann Line Pipe.
Von dieser Leistungsfähigkeit wollte sich auch die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur ein Bild machen. Am 05.08.2022 besuchte sie das Mannesmann Line Pipe Werk in Hamm und ließ sich das HFI-Schweißverfahren von Geschäftsführer Andreas Betzler im Detail erläutern. Im Anschluss sagte sie: »Heute wird einmal mehr deutlich: Das technische Know-how aus Nordrhein-Westfalen ist gefragter denn je und unverzichtbar für die großen Herausforderungen der Energie- und Klimawende. Mit Stahlrohren made in NRW leistet das Mannesmann Line Pipe Werk nicht nur einen wichtigen Beitrag für den schnellen Bau des LNG-Terminals in Wilhelmshaven, sondern auch für die Gasversorgungssicherheit in ganz Deutschland.«
Ebenfalls anwesend war Holger Kreetz, COO Asset Management des LNG-Terminal-Betreibers Uniper. Angesprochen auf die extrem enge Zeitplanung fügte er hinzu: »Gerade deswegen ist es wichtig, verlässliche Partner wie die Mannesmann Line Pipe GmbH zu haben, die uns mit dem nötigen Pragmatismus und Expertise unterstützen.«
Mit Stahlrohren made in NRW leistet das Mannesmann Line Pipe Werk nicht nur einen wichtigen Beitrag für den schnellen Bau des LNG-Terminals in Wilhelmshaven, sondern auch für die Gasversorgungssicherheit in ganz Deutschland.«Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW
LNG-Terminal Wilhelmshaven – unabhängig von Ebbe und Flut
Als einziger Tiefwasserhafen Deutschlands bietet Wilhelmshaven die optimalen Voraussetzungen für die erste FSRU am LNG-Terminal. Aufbauend auf die bestehende Infrastruktur an der Umschlaganlage Voslapper Groden konnte das Projekt durch das LNG-Beschleunigungsgesetz binnen kürzester Zeit realisiert werden.
Für die 3,3 km lange Gashochdruckleitung zur Anbindung des LNG-Terminals Wilhelmshaven zum Übergabepunkt des Fernleitungsnetzbetreibers Open Grid Europe fertigte Mannesmann Line Pipe die dringend benötigten Rohre binnen kürzester Zeit. Die 230 HFI-geschweißten Stahlrohre im Durchmesser 610 x 16 mm wurden außen mit einer Spezialbeschichtung zur verbesserten UV- und Salzwasserbeständigkeit versehen und kamen mit insgesamt 32 Lkw-Ladungen just in time zur Baustelle.
Noch vor Weihnachten 2022 konnte in Rekordgeschwindigkeit regasifiziertes Flüssigerdgas über Wilhelmshaven in das deutsche Ferngasnetz strömen. Zunächst können so 6 % des deutschen Gasbedarfs gedeckt bzw. rund 11 % der deutschen Gasimporte aus Russland kompensiert werden.
Next Step »Green Wilhelmshaven«
In einem zweiten Projektschritt soll parallel zur wasserseitigen Umschlaganlage eine dauerhafte und erweiterte Hafenlösung für die FSRU realisiert werden. Hierbei ist geplant, zusätzliche Entlade- und Umschlagsmöglichkeiten für grüne Gase, z. B. Wasserstoff und Ammoniak, zu schaffen, um das gesamte Potenzial dieses neuen Infrastrukturprojekts vollständig auszunutzen.
LNG-Terminal Brunsbüttel
Schleswig-Holsteins größter zusammenhängender Industrie- und Hafen-standort liegt strategisch günstig an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe. Auch die größten Tanker mit bis zu 266.000 Kubikmetern LNG an Bord können hier anlegen. Das entspricht knapp 160 Millionen Kubikmetern Pipelinegas pro Lieferung. Zwölf solcher Tanker würden ausreichen, um Hamburg ein Jahr lang mit Erdgas zu versorgen.
Zur kurzfristigen Einbindung von ersten Teilmengen aus dem schwimmenden Terminal errichtete Gasunie bereits im Dezember 2022 eine rund 3,5 Kilometer lange Gashochdruckleitung, die in das regionale Netz der Schleswig Holstein Netz einmündet. Mannesmann Line Pipe lieferte dazu punktgenau 587 t HFI-geschweißte Stahlrohre im Durchmesser 610 mm. Die Rohre wurden innen mit FlowCoat und außen ebenfalls mit einer Spezialbeschichtung zur verbesserten UV- und Salzwasserbeständigkeit beschichtet. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme der Pipeline erreichte die »Höegh Gannet« im Januar 2023 den Brunsbütteler Elbehafen. Seitdem wird auch hier regasifiziertes LNG in das deutsche Erdgasfernnetz eingespeist.
Um den Verbrauchern in Deutschland und den europäischen Nachbarländern die Brunsbütteler Kapazitäten mit einer jährlichen Kapazität von 7,5 Milliarden Kubikmeter mittelfristig in voller Höhe zur Verfügung stellen zu können, baut Gasunie mit der Energietransportleitung (ETL) 180 eine rund 55 km lange Anbindung nach Hetlingen (Kreis Pinneberg).
H2 Brunsbüttel
Brunsbüttel ist als Technologie- und Industriezentrum ein wichtiger Standort auch für den perspektivischen Import von grünen Energieträgern. Denn schon heute ist absehbar, dass die inländische Produktion den erwarteten zukünftigen Bedarf an Wasserstoff nicht decken kann. RWE errichtet deshalb ein Import-Terminal für grünes Ammoniak, an dem ab 2026 jährlich rund 300.000 t grünes Ammoniak importiert werden sollen. In unmittelbarer Nähe plant auch die German LNG Terminal GmbH den Bau und Betrieb eines multifunktionalen LNG-Terminals.
EemsEnergyTerminal – ausgezeichnet mit dem Langman-Preis 2022
Auch das LNG-Terminal im niederländischen Eemshaven wurde in Rekordzeit fertiggestellt und ist nach nur sechsmonatiger Bauzeit seit dem 15. September 2022 in Betrieb. Es besteht aus zwei schwimmenden FSRUs, die für jeweils fünf Jahre fest gechartert sind. Seit März 2023 wird die Terminalkapazität von jährlich etwa 8 Milliarden Kubikmeter Erdgas vollständig genutzt. Diese kann künftig schrittweise auf 10 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr erhöht werden.
Für das große Engagement und die schnelle Umsetzung des Projektes wurden mehrere Organisationen mit dem Langman-Preis ausgezeichnet. Dieser wird jährlich im Rahmen eines Neujahrsempfangs verliehen und ist eine Initiative der Nordniederlande-Stiftung. Er wird an eine Person oder Organisation verliehen, die ihrem Denken, Handeln, Verwalten oder der Lösung von Problemen keine Grenzen setzt und so die gesellschaftliche oder wirtschaftliche Entwicklung im Norden der Niederlande fördert.
Bestätigung der H2ready®-Strategie
Für die Anbindung des LNG-Terminals in Eemshaven lieferte Mannesmann Line Pipe rund 550 t HFI-geschweißte Stahlrohre für eine knapp 4 km lange Pipeline.
Für die unter hohem Zeitdruck durchgeführte Produktion der Rohre gemäß anspruchsvoller Kundenspezifikation sowie die schnelle Verladung und Anlieferung der Rohre wurde Mannesmann Line Pipe im Nachhinein vom Terminalbetreiber Gasunie ausgezeichnet.
Verkaufsgebietsleiterin Monika Langenbach und Verkaufsleiter Konrad Thannbichler nahmen die Urkunde von Erik Habing, Senior Purchase & Contract Manager, am 26. Januar 2023 höchstpersönlich in Siegen entgegen.
Den Termin nahm Konrad Thannbichler zum Anlass, ein Zwischenfazit zum Thema LNG-Terminals zu ziehen: »Wir sind natürlich stolz, als Lieferant für solch wichtige Infrastrukturprojekte ausgezeichnet zu werden. Wenn wir von unseren Auftraggebern hören, dass die LNG-Terminals mittel- bis langfristig auf die Verarbeitung von Wasserstoff ausgelegt sein sollen, sehen wir uns mit unseren H2ready®-Produkten sehr gut aufgestellt. Unsere Produkte leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa, sondern weisen heute schon den Weg in Richtung Transformation von LNG hin zu grünen Gasen.«
LNG – flüssiges Erdgas für Deutschland und Europa
LNG ist im Prinzip nichts anderes als extrem stark zusammengepresstes Erdgas. Dadurch wird es flüssig und sein Volumen verringert sich um das rund Sechshundertfache. Das macht das Verfahren für den Transport per Schiff auch auf weite Entfernungen wirtschaftlich sinnvoll. Allerdings wird Erdgas erst bei etwa minus 162 Grad Celsius flüssig. Verflüssigung, Transport und Wiederaufbereitung sind daher energieintensiv und technisch höchst anspruchsvoll.
Um kurzfristig die Versorgungssicherheit zu gewähren, setzt Deutschland auf Spezialschiffe, sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU). Die Schiffe übernehmen das flüssige Erdgas von Tankern und wandeln es noch an Bord in Gas um. Zum Weitertransport wird jeweils eine Leitungsanbindung zum Festland benötigt. An Übergabestationen kann das regasifizierte LNG dann in das Ferngasnetz eingespeist oder in einem der zahlreichen deutschen Erdgasspeicher eingelagert werden.
Mittelfristig sollen die FSRUs durch Anlagen in Hafennähe ersetzt werden, damit die Regasifizierung an Land geschehen kann.
Langfristig sollen die Anlagen dann auch Wasserstoff- und Wasserstoffderivate verarbeiten können, um eine tragende Rolle bei der Energiewende einzunehmen.