Hinterm Horizont geht's weiter ...
Weltweit eilt den Stahlrohren »made by Mannesmann« der Ruf höchster Qualität und Präzision voraus. Beste Voraussetzung, wenn es um den Einsatz für eine stabile und sichere Energieversorgung geht. Für eine Offshorepipeline vor Kameruns Küste traten HFI-geschweißte Stahlrohre im Juli 2023 ihre 10.000 km lange Reise von Siegen nach Douala an.
Um seine wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig zu fördern, ist Kamerun bemüht, die Produktion, Monetarisierung und Ausbeutung seiner 200 Millionen Barrel Rohölreserven und 4,8 Billionen Kubikfuß Erdgas zu steigern. Einerseits sollen Energiezugang und Verfügbarkeit vor Ort und in der gesamten Region verbessert werden, andererseits spielen kalkulierbare Einnahmen durch Energieexporte eine wichtige Rolle im Staatshaushalt. Für die Ausweitung der Offshore-Förderkapazitäten sind allerdings hohes technisches Know-how und entsprechend hohe Investitionen zu bewältigen. Die Lösung beider Herausforderungen sucht Kamerun in der mittel- und langfristigen Vergabe von Erschließungs- und Förderkonzessionen.
Projektpartner Perenco
Das Energieunternehmen Perenco verfügt über langjährige Erfahrungen im Erdölgeschäft mit Kamerun und hat Mitte 2023 einen 20-jährigen Produktionsbeteiligungsvertrag mit dem kamerunischen nationalen Öl- und Gasunternehmen Société Nationale des Hydrocarbures (SNH) für die weitere Entwicklung des Rio-del-Rey-Beckens vor der Küste des westafrikanischen Landes unterzeichnet.
Mit einer durchschnittlichen Produktion von 35.000 Barrel Öl pro Tag macht das Fördergebiet etwa 70 % der gesamten Erdölproduktion Kameruns aus. Ziel Perencos ist die weitere Erschließung und die Steigerung der Förderraten im Erdölbereich und ein Technologietransfer auf die Erdgasförderung, um zukünftig auch exportfähiges LNG produzieren zu können.
Zeit- und Kosterersparnis
Für eine bereits seit 2022 von Perenco geplante, knapp 16 km lange Offshore-Erdölleitung vor der Küste Kameruns fertigte Mannesmann Line Pipe rund 650 HFI-geschweißte Stahlrohre im Durchmesser 323,9 mm mit 12,7 mm Wanddicke. Die Rohre wurden im März 2023 gefertigt und anschließend durch ein Mitarbeiterteam der NOV Tuboscope aus Gladbeck vor Ort in Siegen mit den Zap-Lok™-Endenausführungen versehen. Dabei wird ein Rohrende als Muffe (Bell End), das andere als sogenanntes »Spitzende« (Pin End) ausgeformt. Bei der späteren Verlegung wird das Spitz-ende mit einer Zweikomponenten-Epoxymasse versehen und anschließend mit dem Muffenende verpresst.
Die von NOV Tuboscope entwickelte und patentierte Zap-Lok™-Verbindung ermöglicht sowohl on- als auch offshore ein schweißfreies, halbautonomes Verlegeverfahren, das frei von Schweißen und Röntgen ist. Damit lassen sich die Verlegezeiten und -kosten deutlich reduzieren.
Die Herstellung von Zap-Lok™-Rohren erfordert ein hohes Maß an Präzision und Erfahrung unter Einhaltung engster Fertigungstoleranzen. Dank unserer eingespielten Zusammenarbeit mit dem Team von NOV Tuboscope lief die gesamte Abwicklung aber wie am Schnürchen.«Valentina Berger, Verkaufsbereichsleiterin Mannesmann Line Pipe
Präzision, Erfahrung und Teamwork
»Die Herstellung von Zap-Lok™-Rohren erfordert ein hohes Maß an Präzision und Erfahrung unter Einhaltung engster Fertigungstoleranzen. Dank unserer eingespielten Zusammenarbeit mit dem Team von NOV Tuboscope lief die gesamte Abwicklung aber wie am Schnürchen«, so Valentina Berger, die das Projekt seitens Mannesmann Line Pipe von Beginn an begleitete. »Vor allem konnten wir auf unsere gegenseitigen guten Erfahrungen aufbauen, wie wir sie zuletzt im Offshore-Zap-Lok™-Projekt in Malaysia gemacht haben.«
Nach der HFI-Schweißung wurden die Rohre zunächst in Gladbeck von innen mit einer Epoxidharz-Beschichtung versehen und anschließend zurück nach Siegen transportiert. Hier folgte dann eine 3 mm starke PE-Umhüllung mit Rough-Coat-Oberfläche.
Stück-für-Stück-Logistik
Obwohl Mannesmann Line Pipe über ein Kontingent von rund 90 Spezialwaggons der Deutschen Bahn verfügt und der Hafen Antwerpen eigentlich genügend Lagerkapazitäten aufweist, musste die Gesamtabwicklung dann doch immer wieder neu geplant werden. Eigentliches Ziel war es natürlich, die gesamte Lieferung als ein Los abzuwickeln und auszuliefern. Doch durch Engpässe bei der Waggonverfügbarkeit und bei bis zuletzt ungeklärtem Verladeort und -timing im Hafen Antwerpen musste die Anlieferung der Rohre dann doch in mehreren Teillieferungen erfolgen.
Umfangreiche Kontrollen vor Ort
Damit beim Versand alles glatt lief, war Mannesmann Line Pipe Mitarbeiter Nils Schmidt vor Ort. »Zunächst war die Situation etwas unübersichtlich und selbst der Schiffsname blieb uns bis zuletzt unbekannt«, erinnert er sich. »Insofern war es wieder einmal wichtig, dass wir uns direkt vor Ort einen Überblick verschafften.«
Neben der Überprüfung des einwandfreien Zustands und der Vollständigkeit der Lieferung kontrollierte er auch die Einhaltung sämtlicher Handlingvorschriften bei der Verladung der Zap-Lok™-Rohre auf das Schiff.
Am 25. Juli 2023 traten sie ihre rund 10.000 km lange Reise bis weit hinter den Horizont an. Rund drei Wochen später trafen sie unversehrt im Hafen von Douala ein.