Erdgasleitung für VW mit eingebauter Zukunft
In Wolfsburg werden zukünftig zwei hochmoderne Gaskraftwerke die Energieversorgung des VW-Werks sowie der Stadt Wolfsburg sichern. Damit sie perspektivisch auch mit Wasserstoff betrieben werden können, kamen beim Bau der Versorgungsleitung schon jetzt Mannesmann H2ready® Rohre zum Einsatz.
»Für uns ist das, sicher ebenso wie für den Netzbetreiber Gasunie und den VW-Konzern, ein Meilenstein in Richtung Zukunft.«Manuel Simm, Verkaufsgebietsleiter Mannesmann Line Pipe
Die hochmodernen Gas- und Dampfturbinenkraftwerke ersetzen die bisher mit Steinkohle betriebenen Kraftwerks-einheiten Nord/Süd und das Kraftwerk West. Um die Energieversorgung des VW-Werks und der Stadt Wolfsburg auf Erdgas umstellen zu können, wurde von der nördlich von Braunschweig gelegenen Anschlussstation Walle bis zum VW-Werksgelände in Wolfsburg eine 33 km lange Gashochdruckleitung gebaut. Bauherr ist der niederländische Gasnetzbetreiber Gasunie. Gasunie verfügt über ein rund 16.000 Kilometer langes Erdgastransportnetz in den Niederlanden und in Norddeutschland. Allein in Deutschland sind es rund 4.300 Kilometer Hochdruckleitungen. Die Investitionen für die neue Leitung liegen laut Gasunie bei rund 80 Millionen Euro.
HFI-geschweißte Stahlrohre im neuen, grau-roten Design
Die Leitung wurde vorausschauend bereits für den Betrieb und die Durchleitung von Wasserstoff geplant und realisiert. Möglich machen das unter anderem die neuen Mannesmann H2ready® Rohre. Neu ist dabei nicht nur die technische Ausführung, die die Anforderungen der EIGA-Richtlinie zum Transport von Wasserstoff teilweise sogar übertrifft, neu ist auch die Optik. Da es noch keine verbindliche Farbgestaltung für den Wasserstoffeinsatz gibt, wurden die Rohre in Abstimmung mit Gasunie in lichtgrau mit roten Streifen mit PE umhüllt. Manuel Simm, der das Vorhaben seitens Mannesmann Line Pipe begleitete, war auch federführend für die Beratung rund um die technischen Spezifikationen und die Produktion der HFI-geschweißten Stahlrohre zuständig: »Insgesamt handelt es sich um knapp 1.900 Rohre mit Einzellängen von bis zu 18 Metern.« Die Güte hat die Bezeichnung L360NE, der Rohrdurchmesser beträgt 400 mm. »Um dem geplanten Betriebsdruck von 84 bar standzuhalten, haben die Rohre überwiegend eine Wanddicke von 10 mm«, so Manuel Simm weiter. »Damit zunächst Erdgas und zukünftig Wasserstoff die Leitung optimal durchfließen können, sind die Rohre innen mit Epoxidharz-Flowcoat beschichtet.«
Minimale Eingriffe in die Natur
Besonderes Augenmerk legten die Planer aber nicht nur auf die Spezifikation der neuen Versorgungsleitung, sondern auch auf möglichst minimale Eingriffe in die Natur bei der Verlegung. So verläuft die Trasse parallel zu einer bereits bestehenden Leitung und wurde auf einer Länge von 9 km grabenlos und damit besonders schonend verlegt. »Hierzu wurden die Rohre mit einer verstärkten PE- und zusätzlichen glasfaserverstärkten Kunststoffumhüllung versehen, um den Rohrstrang optimal vor mechanischen Beschädigungen im Erdreich zu schützen«, erklärt Manuel Simm.
Insgesamt wurden 14 HDD-Bohrungen (Horizontal Directional Drilling) an Flüssen, Kanälen, Straßen und Eisenbahntrassen durchgeführt. So wie im November 2021, als gegen Ende des anspruchsvollen Bauvorhabens noch einmal eine besondere technische und logistische Herausforderung anstand: Die Unterquerung des Naturschutzgebietes ›Südliche Düpenwiesen‹ westlich des VW-Werksgeländes sowie der Autobahn A 39. Nach rund neuneinhalbstündiger Arbeit kam der 1,9 km lange Rohrstrang am Zielpunkt an, deutlich früher als vorgesehen. Am 9.2.2022 meldete Gasunie dann die Fertigstellung der neuen Gashochdruckleitung Walle–Wolfsburg.
Grundstein für sichere Versorgung
Mit der Fertigstellung der Leitung und dem Neubau bzw. der Erweiterung von insgesamt sechs Schieberstationen entlang der Trasse ist der Grundstein für den Anschluss und den Betrieb der neuen Gas- und Dampfturbinenkraftwerke in Wolfsburg gelegt. Der Brennstoffwechsel von Kohle auf Erdgas soll bis November 2022 vollzogen sein, um dem Volkswagen-Werk Wolfsburg weiterhin eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten. Über die Werksgrenzen hinaus versorgt die VW Kraftwerk GmbH auch die Stadt Wolfsburg mit Strom und Fernwärme.
Enorme CO₂-Einsparungen
Für Volkswagen spielt die Umrüstung der Kraftwerke eine wichtige Rolle im Rahmen seiner ›goTOzero-Strategie‹ zur Verbesserung seiner Umweltbilanz. Die neuen Kraftwerke am Produktions-standort Wolfsburg werden durch den Betrieb mit Erdgas nach Angaben der Volkswagen Kraftwerk GmbH zukünftig jährlich ca. 1,5 Mio. Tonnen CO₂ gegenüber den bisherigen Emissionen einsparen. Ein Rückgang von ca. 60 % oder um es in der Automobilsprache auszudrücken: eine CO₂-Emissionsreduzierung von ca. 870.000 Fahrzeugen pro Jahr.
Vorzeigeprojekt der besonderen Art
»Für uns ist das, sicher ebenso wie für den Netzbetreiber Gasunie und den VW-Konzern, ein Meilenstein in Richtung Zukunft«, sagt Manuel Simm. »Dass wir mit unseren Premium-Rohren ›made in Germany‹ einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Fahrzeugproduktion in Deutschland leisten können, macht einen schon ein bisschen stolz«, so der 35-jährige Verkaufsgebietsleiter. Dass in möglichst naher Zukunft dann grüner Wasserstoff durch die Leitung fließen kann, ist für ihn das Tüpfelchen auf dem i. »Ein absolutes Vorzeigeprojekt: eine Erdgashochdruckleitung mit eingebauter Zukunft.«
Das Volkswagen-Werk Wolfsburg – die größte Fabrik der Welt
Das Volkswagen-Werk Wolfsburg ist das Stammwerk der Volkswagen AG. Ab Ende der 1930er-Jahre wurde es gleichzeitig mit dem Bau einer komplett neuen Stadt errichtet. Die »Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben« wurde 1945 dann in Wolfsburg umbenannt. Mit einer Gesamtfläche von 6,5 Mio. m² ist das Werk die größte Fabrik der Welt. Ende 2018 waren am Produktionsstandort Wolfsburg rund 63.300 Mitarbeitende beschäftigt, die über 700.000 Fahrzeuge produzierten.
Der letzte von über 11,9 Millionen im Stammwerk gebauten VW-Käfer verließ am 1. Juli 1974 das Wolfsburger Band. Der Golf trat im Anschluss seine erfolgreiche Nachfolge an und wird bis heute in zahlreichen Varianten und inzwischen auch als E-Golf in Wolfsburg produziert. Der Transport der fertigen Automobile erfolgt zu rund 70 Prozent per Bahn über die Anschlussstrecke zum Bahnhof Fallersleben. Das Bahnnetz des VW-Werkes umfasst 60 Kilometer Gleise sowie 157 Weichen und gilt als größter privater Verladebahnhof Europas.
Volkswagen »New Auto«
Mit der Konzernstrategie »New Auto – Mobility for Generations to Come« reagiert die Volkswagen AG, zu der u. a. Marken wie Audi, Porsche, Seat und Škoda gehören, auf die fundamentalen Veränderungen der Mobilitätswelt und auf den Klimawandel.
Der übergeordnete Leitgedanke soll dabei die Entwicklung von nachhaltigen, vernetzten, sicheren und maßgeschneiderten Mobilitätslösungen für kommende Generationen sein. VW will sich vom Fahrzeughersteller zu einem weltweit führenden, softwaregetriebenen Mobilitätsanbieter wandeln: Ein Unternehmen, das Mobilität neu definiert und gleichzeitig klimaneutral und verantwortungsbewusst wirtschaftet.
»GoTOzero«-Strategie
Bis 2050 beabsichtigt VW ein CO₂-neutrales Unternehmen zu werden. Bis 2025 sollen die produktionsbezogenen Umweltexternalitäten (CO₂, Energie, Wasser, Abfall, flüchtige organische Verbindungen) im Vergleich zu 2010 um 45 % pro Fahrzeug reduziert werden. Gleichzeitig soll der Anteil von batterieelektrischen Fahrzeugen am Modellportfolio bis dahin zwischen 20 und 25 % betragen. Bis 2030 soll der E-Anteil der Neuwagenflotte in Europa und China auf mindestens 40 % steigen.
»Das Automobil, die individuelle Mobilität hat eine glänzende Zukunft. Mit seinen innovativen Marken und State-of-the-Art-Technik-Plattformen bereitet sich Volkswagen darauf vor, in der neuen Mobilitätswelt eine führende Rolle zu spielen.«Herbert Dies, CEO Volkswagen AG